Ianua Nova II - Übersetzung Lektion 15

Text A
Über den Hahn und den Fuchs
Ein Hahn führte, weil er vorsichtig und sorgfältig war, mittags vorsichtig und sorgfältig die Hühner auf einen recht hohen Baum, damit sie nicht von dem Fuchs grässlich geraubt würden. Dieser hatte sich dem Baum genähert, weil er von ziemlich heftigem Hunger getrieben worden war, frech dem Baum und grüßte viel schmeichelnder und süßer als er es gewohnt war den Hahn und sagte: ,,Hast du etwa nicht gehört, dass heute alle Tiere eine Versammlung hatten, in der sie den ununterbrochenen Frieden zwischen sich gestärkt haben? Nachdem alle Furcht beseitigt worden ist, sollen keine Fallen oder Unrechte mehr geschehen, sondern alle sollen sich sorglos am Frieden und der Eintracht erfreuen! Steigt sofort sorglos vom Baum hinab, damit wir diesen Festtag feiern können!"
Er glaubte, dass er leicht den Hahn überzeugen werde, dass er zusammen mit den Hühnern vom Baum herabsteige. Der Hahn aber sagte zu sich, nachdem er seine ziemlich schmeichelnden Worte gehört hatte, vorsichtiger geworden: ,,Mit diesem Fuchs da werde ich vorsichtiger, als ich mit andern Tieren gewohnt bin [eigentlich: 'mit diesem Fuchs da werde ich vorsichtiger handeln, als ich mit anderen Tieren gewohnt bin zu handeln']. Ich werde die List mit List besiegen." Und zum Fuchs gewandt sagte er äußerst schlau: ,,Du bringst eine gute Nachricht. Wenn Frieden zwischen allen Tieren entsteht, ist es gut." Zugleich richtete er sich den Hals sehr hoch ausstreckend, als ob er ziemlich weit schauen wollte, klug auf seinen Füßen auf.
Dann fragte der Fuchs ängstlich, was er erblickte. "Zwei sich sehr schnell nähernde Hunde", antwortete der Hahn.
Nachdem er diese Worte gehört hatte, sagte der Fuchs voll Furcht: ,,Lebt Wohl, ich will fliehen, bevor jene da sein werden." Und zugleich begann er schnell wegzulaufen. Darauf sagte der Hahn: ,,Warum fliehst du so ängstlich? Wenn Frieden beschlossen worden ist, erwarte die Ankunft der Hunde!" Der Fuchs aber erwiderte: ,,Gern wäre ich geblieben; aber ich weiß nicht, ob jene Hunde schon gehört haben, dass der Friede beschlossen wurde."

Text B
  1. Schneller, höher, stärker!
  2. Wo es gut ist, da ist das Vaterland.
  3. Was immer du treisbt, du sollst s klug treiben, und berücksichtige das Ende!
  4. Leere Gefäße tönen am lautesten.
  5. Zweimal gibt, der schneller gibt.
  6. Voller Bauch studiert nicht gern.
  7. Verbindlich in der Sache, freundlich in der Art.
  8. Durch Nichtstuen lernen Menschen schlecht handeln.
  9. Nichts ist schneller als die Jahre.
  10. Über die Toten sagt man nichts außer gutes.
Text E
Über den heiligen Georg und den Drachen
Als der Tribun Georg in der Provinz Lybien Kriegsdienst leistete, ritt er eines Tages am Ufer eines riesigen Sees entlang. Schon näherte er sich einer an diesem See gelegenen Stadt, als er plötzlich am Stadttor eine wunderschöne junge Frau erblickte, die mit einem starken Seil mit einem Schaf verbunden zu jenem See hinabstieg. Si weinte heftig, und von der Mauer herab beklagte ihr Vater sein Schicksal und das Los der Tochter unter vielen Tränen. Georg stieg sofort vom Pferd herab und fragte sie, aus welchem Grunde sie mit dem Schaf verbunden sei und warum sie traurig einherziehe. Dann sagte jene: ,,In jenem See wohnt ein wilder Drache. Die Tapfersten der Einwohner versuchten vergeblich jenen Drachen zu besiegen; der Drache töte jeden von ihnen auf grausame Weise und fraß sie. Daher geben die Einwohner ihm schon seit vielen Monaten täglich ein Schaf und einen Jungen oder ein Mädchen, damit er nicht wild und grausam die Stadt angreift. Heute werde ich zum Tode geschickt. Sieh, mein Vater, der König dieser Stadt beklagt von der Mauer herab mein Schicksal. Du aber, ein sehr tapferer Mann damit dir nichts böses zustößt, flieh so schnell wie möglich, Es ist nämlich nicht zweifelhaft, dass jener Drache dich gleich tötet.
Georg aber sagte: ,,Für einen guten Soldaten ist es schändlicher zu fliehen als zu sterben. Es trifft sich gut, dass ich an diesem Tag selbst in diese Gegend gelangt bin. Fürchte dich nicht! In Christi Namen werde ich dir tapfer beistehen."
Während sie dies miteinander beredeten, streckte der Drach seinen Kopf aus dem See. Dann rief das Mädchen erschreckt: ,,Flieh schnell!" Georg aber bestieg sein Pferd, und als er sich mit dem Zeichen des Kreuzes gewappnet hatte, griff er den sich nähernden Drachen tapfer und kühn an. Sich Gott anvertrauend warf er die Lanze, verwundete den Drachen äußerst schwer und warf ihn zu Boden. Dann sagte er der jungen Frau: ,,Lege deinen Gürtel ohne Furcht um den Hals des Drachen, Tochter!" Dies getan folgte der Drache ihr wie ein äußerstzahmer Hund. Als sie ihn fröhlich in die Stadt führten, begannen die Einwohner ängstlich zu fliehen. Georg aber sagte: ,,Fürchtet euch nicht! Dazu schickte mich nämlich der Herr zu euch, damit ich euch von dem Drachen befreie."

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