Sokrates: Sei gegrüßt, Chaeropho. Mögest du immer gesund und glücklich sein. Was
machst du? Bist du krank gewesen? Denn ich habe dich zehn Tage lang
ununterbrochen weder hier im Forum noch in der Stadt gesehen.
Chaeropho: Mögen die Götter dich lieben, Socrates. Ich bin gesund. Ich bin nach Delphi
gereist, um jenen berühmten Gott von Delphi nach deiner Weisheit, von
allen gepriesen, zu befragen. Denn ich gestehe, dass ich sehr verwirrt bin,
weil die übrigen behaupten, dass du von allen Menschen der klügste seiest,
während du persönlich hingegen leugnest überhaupt klug zu sein. Ich aber
glaubte immer, dass du mit einer göttlichen Weisheit ausgestattet bist.
Sokrates: Du hochverwegener Mensch! Wegen dieser Angelegenheit hast du den Gott
Von Delphi befragt. Welche Antwort wurde dir von der Pythia gegeben?
Sicherlich hat sie dich getadelt, indem sie sagte, dass ich völlig ohne Weisheit
sei.
Chaeropho: Im Gegenteil, die Pythia hat mir gesungen, dass du der klügste seiest.
Sokrates: Wirklich? Was sagte der Gott, was bezeichnete er? In der Tat lügt er nicht,
denn das ist ihm nicht erlaubt. Trotzdem bin ich mir bewusst, dass ich keine
Weisheit habe. Deshalb lass uns also zu jenem einen Menschen herangehen,
welcher weiser als ich zu sein scheint, damit wir diesem Orakel da dieses
vorwerfen können: „ Jener jedenfalls ist klüger als ich, du sagst nicht immer die
Wahrheit!“
Chaeropho: So lass es uns machen!
Sokrates: Zu Welchem Mann wollen wir gehen?
Chaeropho: Siehst du jenen Lamachus, welcher dort bei den Bürgern spricht? Die Schar der
Zuhörer ist zahlreich; viele kamen zusammen, um Lamachus zuzuhören.
Sokrates: Also wollen wir jenen berühmten Mann und Politik bitten, dass Orakel auf die
Probe zu stellen! --- Mögest du immer gesund und glücklich sein, Lamachus.
Über welche Sachen hast du geredet mit den hier stehenden Bürgern?
Lamachus: Ich habe über den Krieg diskutiert, welcher mit den Spartanern geführt wird.
Denn als ich heute früh auf das Forum kam, regte mich eine Stimme an, dass
dieser Krieg ungerecht sei, sodass ich sofort eine Rede vor diesen Bürgern hielt.
Sokrates: Bist anderer Meinung als jene, Lamachus? Sag mir: Was für einen Krieg hältst
du für gerecht?
Lamachus: Ich meine, dass jeder Krieg gerecht ist, welcher gegen einen bösen Feind
geführt wird.
Sokrates: Also sagst du, dass ein Krieg, der gegen einen guten Feind geführt wird
ungerecht sei.
Lamachus So ist es.
Sokrates: Was meinst du? Sind die Spartaner unehrenhaft?
Lamachus: Sie sind es.
Sokrates: Sind deiner Meinung nach alle Spartaner unehrenhaft, oder gibt es auch
ehrenhafte?
Lamachus: Es gibt auch ehrenhafte.
Sokrates: Wie nennst du aber einen Krieg, welcher gegen die Spartaner geführt wird,
die sich als ehrenhaft erweisen?
Lamachus: Du hast mich mit deiner Art des Fragens so durcheinander gebracht, dass
ich dir nichts sicheres sagen kann. Lab wohl.
Sokrates: Jener jedenfalls, o Chaeropho, obwohl er nichts weiß, glaubt, dass er etwas weiß,
ich aber weiß, dass ich nichts weiß.
Hier findet ihr Übersetzungen und Lösungen aller Lektionen zu den Latein Schulbüchern: Medias in Res, Prima, Lumina, Actio, Auspicia, Felix, Ianua Nova, Studium Latinum Ludus Brevis, Salvete, Clara, Amor Vincit Omnia, Cursus Novus Compactus, Cursus Continuus, Interesse, Itinera und Iter Romanum
Actio 2 - Übersetzung Lektion 25 - Sokrates
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