A
Bauer und Sohn tragen ihren Esel
Einst wanderten ein Bauer und sein Sohn mit einem Esel von den Äckern nach Hause. Der Vater wurde vom Esel getragen und der Sohn ging zu Fuß. Ein Wanderer, der sich näherte, sagte: ,,Ich sehe, dass ein Mann von großer Kraft getragen wird, ein kleiner Junge jedoch wandert. Ich glaube, dass dies nicht gerecht ist.“ Daher wurde nun der Sohn vom Esel getragen und der Vater wanderte. Ein anderer Wanderer näherte sich: ,,Was ist denn das? Warum wirst du, Junge, vom Esel getragen, dein Vater aber wird gezwungen zu laufen und das nah der Arbeit des Tages?
Darauf sagte der Bauer: ,,Wenn ich getragen werde, werde ich getadelt; wenn der Esel meinen Sohn trägt, ist es nicht gerecht. Wenn wir aber beide getragen werden, können wir nicht getadelt werden.“ Daher bestiegen beide den armen Esel und machten ihren Weg auf ihm sitzend weiter.
Während sowohl Vater als auch Sohn getragen werden, fragte ein dritter Wanderer, der ihnen entgegen kam: ,,Was ist das für ein Wahnsinn! Ein kleiner Esel wird gezwungen zwei Menschen zu tragen. Ich erlaube nicht, dass ihr vom Esel getragen werdet! Steigt ab!“
Nun machten sowohl Vater und Sohn als auch der Esel ihren Weg in größter Eintracht weiter, als ein vierter Wanderer, der sich näherte, rief: ,,Wehe, ihr drei dummen Gefährten! Wenn zwei wandern und einer wenigstens getragen würde, würde niemand getadelt.“
Endlich sagte der Bauer dem Jungen: ,,Was sollen wir machen, mein Sohn, damit wir nicht getadelt werden? Das an Rat ist [noch] übrig: Trag mit mir den Esel. Wenn wir den Esel tragen, wird uns niemand tadeln.“ So kamen sie, während sie den Esel trugen, ins Dorf. Die Nachbarn verspotteten den Bauern und seinen Sohn, weil der Esel von Menschen getragen wurde und nicht das Tier einen Menschen trug: ,,Warum tragt ihr Esel den Esel?“
Wer allen gefallen will, wird niemandem gefallen.
B
Der Dichter Arion wird vom Gott des Meeres gerettet
Einst vereiste Arion, ein sehr berühmter Dichter, durch die Städte Siziliens und erfreute die Menschen mit sehr schönen Gedichten. Diesem brachten die Einwohner eine menge Geld, um sich zu bedanken. Dann begab sich Arion auf ein Schiff, um nach Griechenland zurückzukehren. Schon näherte sich das Schiff der Küste des Vaterlandes, als plötzlich die Seemänner beschlossen, den Dichter zu töten, seinen Reichtum z rauben und mit sich wegzutragen. Vergeblich bot Arion ihnen eine große menge Gold für sein Leben an. Endlich sagte der Dichter: ,,Lasst mich vor dem sicheren Tod ein letztes Lied singen.“ Nachdem er in diesem Lied die Hilfe vom Gott des Meeres erfleht hatte, warf er sich in die Fluten. Sofort hob ihn ein Delphin aus den Fluten auf seinen Rücken und brachte ihn gesund zum Strand.
E
Wie Plinius aus der Gefahr des Todes entkam
Die Menge der Fliehenden hatte mich und meine Mutter weggetragen und aus der Stadt gestoßen. Ein wenig später stieg diese schwarze Wolke, die uns schon vorher erschreckt hatte, auf die Erde hinab und nahm uns alle die Hoffnung auf Rettung.
Die Stadt Misenium verschwand [wörtl.: wurde weggetragen] aus unseren Augen. Eine Nacht schwärzer und dichter als alle Nächte umgab uns.
Schon fiel die Asche dichter, schon beengte entsetzlicher Schwefelgestank den Atem. Wir hörten Schreie und Rufe von Frauen und Kindern, die ihren Ehemann oder ihre Mutter suchten. Die einen erhoben ihre Hände zu den Göttern, damit sie ihnen Hilfe brächten. Andere riefen, dass keine Götter mehr seien, sondern die letzte Nacht der Welt da sei.
Ich jedenfalls glaubte, dass die Finsternis ein wenig verringert wurde, aber ich sah schnell ein, dass ich irrte: Flammen und Blitze hatten das Licht gebracht. Schon nahmen die Kräfte meiner Mutter ab; von der Straße begaben wir uns ins Feld, damit wie nicht von der Menge der Fliehenden und Laufenden unterdrückt würden. Endlich verschwand die Finsternis, der wahre Tag kam.
Dann bot sich ein schrecklicher Anblick unseren Augen: Die Felder, Straßen und Leichnahme der Toten, alles wurde, da es unter weißer Asche lag, wie unter Schnell verborgen. Meine Mutter und ich kehrten, nachdem wir den Göttern für unser Leben gedankt hatten, mit großen Mühen nach Misenium zurück.
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