Cursus Novus Compactus - Übersetzung Lektion 44

L
Philippus sagte: „Davus wird schweigen, Du aber mögest uns kurz erzählen, damit wir erfahren, in wie großer Gefahr Du gewesen bist!“ Und Micio sagte: „Niemand kann schnell erzählen, der von diesem Davus da durch die dümmsten Worte verwirrt wurde! Aber ihr möget mir Gehör schenken: Mein sehr bildschönes und sehr schnelles Schiff war durch das heftigste Unwetter zu jenem höchsten aller Berge geworfen worden, von wo keine Flucht offen steht, zumal weil jener Fels von allen Seiten vom Meer umgeben und abgeschlossen wird. In kürzester Zeit wurde ich mit meinen überaus bedauernswerten Begleitern durch elendsten Hunger und Durst gequält, in kürzester Zeitwaren die übrigen durch Durst und schrecklichsten Hunger ausgezehrt, gestorben, und ich lag da allein entmutigt und einem Töten äußerst ähnlich im Schiff. Schon hatte ich an der Rettung verzweifelt, schon hatte ich den Mut verloren. Plötzlich aber ist ein äußerst ungeheuerer Vogel erschienen, der gepflegt hatte, die toten mit sich zu tragen. Dieser Vogel hat mich, mich für einen Toten haltend, in sein Nest getragen. Mir ist es sehr leicht gewesen, von da zu entrinnen, weil ich ja der klügste aller bin.“ Aber Davus sagt: „Du erzählst unglaubliches und vielleicht...“ Aber Micio sagt: „Schweige endlich, Davus!“ „Freue Dich, dass Du nicht von mir geschlagen wirst; ich bin nämlich klüger als Du!“

V
1. Nachdem Polycrates das Reich der Samier besetzt hatte, eroberte er mit pfeilschnellen Schiffen und sehr tapferen Soldaten in kurzer Zeit die besonders wohlhabenden Inseln jenes Gebietes.
2. Seine Schatzkammern hatten Überfluss an besonders gewaltigen Reichtümern, die meisten besonders treuen Sklaven waren es gewohnt gewesen dort in den riesigen Kammern eine unglaubliche Vielzahl von Schmuckstücken zu bewahren.
3. Daher hielten alle Menschen Polycrates für besonders glücklich.
4. Einst wurde er von Amasis, dem König der Aegypter, welcher sein Freund war, mit ungefähr diesen Wirten gewarnt:
5. „Reize nicht den Zorn der Götter, die die wohlhabenden beneideten, damit du nicht einen todsicheren Tod erwartest!
6. Es wird äußerst leicht sein, ihre Herzen zu besänftigen, wenn Du Dein liebstes Schmuckstück ins Meer geworfen haben wirst.
7. Also verzweifle nicht an der Rettung!“
8. Polycrates hat sich durch diese Wirte ermahnt angeschickt, seinen schönsten Ring ins Meer zu werfen.

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