Itinera - Übersetzung Lektion 38

Während jener Erzieher und der Schüler noch debattierten, betrat ein kahlköpfiger Greis die Bibliothek und begann zu verkünden:
"Ich bin ein Poet und, wie ich hoffe, mit nicht eben kleinem Genie begabt. "Warum dann", fragt ihr eventuell, "bist du so grauenhaft angezogen?" Genau deswegen: Die Liebe zu seinem Talent hat noch niemanden je reicher gemacht, als er vorher war. Das Leben ist im Prinzip für alle Menschen schwer, aber am schwersten ist es für Poeten!"
Kaum hatte er mit vollerer Stimme zu rezitieren begonnen:
"Inmitten von Wassern trinkt nicht, pflückt nicht die hangenden Früchte
Tantalus, der unselige, den sein Fluch bedrückt...",
als einige aus der Schar der Umstehenden schrien: "Geh weg! Verschwinde! Scher dich zum Teufel! Wir wollen deine elendigen Verse nicht hören! Dein Talent ist jämmerlichst!" Und einer rollte ein kleines Buch auf und trug unter Gelächter vor: "Hör zu, du göttlicher Dichter, in dieser Geschichte geht's um dich:
"An dieses Haupt muß keinen Friseur man rufen:
Besser kann dich, Phoebus, rasieren ein Schwamm."
Die Anwesenden lachten; der Glatzkopf aber bedeckte sein Haupt mit den Händen und floh aus der Bibliothek.

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