Prima - Übersetzung Lektion 45 - Dumm gelaufen

G
Nachdem sie viele Bücher gelesen hatten, standen zwei Freunde, die keine Lust mehr zum Lesen hatten, in der Bibliothek und sagten, dass sie über verschiedene Völker wenig wissen. Deshalb beschlossen sie, in andere Länder zu gehen, indem sie unterwegs viel anschauen und die Menschen selbst kennen lernen.
T
Mauricius: Hast du gelesen, dass alle Germanen große Körper haben? Falls sich die Sache so verhält, suche ich, warum du so klein bist.
Conradus: Während du derarige Worte sagst, überzeugst du mich, dass du unwissend und dumm bist: Nachdem so viele Jahre vergangen sind, glaubst du, dass ich ein alter Germane bin! – Wenn du fortfährst, die Dinge, die von Tacitus bekannt gemacht worden sind, mit mir zu vergleichen, werde ich dir zeigen, wie wir kleine Menschen, …
Mauricius: Hör auf so sehr zu schreien! Inzwischen habe ich erkannt, warum ihr wünscht, nicht mit Worten, sondern mit Streitkräften zu streiten: Tacitus schrieb, dass die Körper der Germanen nur zum Krieg taugen …
Conradus: Schweig!
Mauricius: … dass ihr grausame Augen habt. Tatsächlich – zufällig schaust du mich mit solchen Augen an, als ob wir Feinde wären. Ihr Germanen seid immer bereit zu …
Conradus: Was? Zu arbeiten?! Wahres wirst du sagen. Komm mit mir in die Bibliothek; denn – meiner Meinung nach – müssen wir verschiedene Bücher, die über die Taten und Sitten der Germanen abgefasst sind, lesen, besonders, weil ich nicht glauben kann, dass das Leben der Germanen nur aus Kämpfen besteht. Auch Tatitus hat gesagt, dass die Germanen Anstand hoch schätzen und …
Mauricius: … und, dass deren Kinder in jedem Haus nackt und schmutzig leben.
Conradus: Nachdem derartige Worte von dir gesprochen sind, verstehe ich nun nur dieses: Du bist hart und ungerecht und voller Neid! Geh lieber weg, Mauricius, sonst wird ein gewisser Germane seinen Anstand beiseitelassen und voller Hass dem Feind sehr große Schmerzen zufügen!
Z
Dumm gelaufen
Zu einer gewissen Zeit sagten zwei Lombarden, die zufällig mit einem Germanen eine Reise machten: „Bereite uns, Freund, ein gutes Essen! Denn – du machst derartiges am besten, weil die Germanen immer gut leben.“ Nachdem ein großer Aal von dem Germanen gekauft worden war, berieten die Lombarden lange Zeit, wie sie den Gefährten täuschen konnten – sie wollten nämlich den besten Teil des Aales haben. Also sagte der eine Lombarde ohne Schamgefühl: „Herr, ich will den Kopf des Aals nicht essen, weil mich Knochen von diesem fas getötet haben.“ Ohne Zögern sagte ein anderer: „Ich allerdings will nicht den Schwanz essen, weil ich neulich einen nicht gut zubereiteten Schwanz gegessen habe und plötzlich in eine schwere Krankheit gefallen bin.“ Allmählich merkte der Germane, dass diese ihn durch eine List täuschen wollen: „Sicherlich“, sagte er, „will ich nicht, dass ihr so große Gefahren des Lebens auf euch nehmt. Also: Dieser, der den Schwanz nicht nimmt, soll den Kopf nehmen und jener, der den Kopf nicht nimmt, soll den Schwanz nehmen.

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