Text A
Am Hafen
Schon fängt die 3. Stunde des Tages an. Auch jetzt eilen Lucius und Gaius noch nicht in die Schule, sondern sie sind mit Cleon dem Pädagogen auf dem Rindermarkt und beobachten den Hafen. Im Hafen sind viele Schiffe. Seht, ein kleines Schiff kommt vom Meer in den Hafen. Es bringt nicht nur Getreide, sondern auch Tiere und andere Waren herbei. Einige Männer erwarten das Schiff am Ufer und manche Männer ziehen es mit den ganzen Kräften ans Ufer. Die Seemänner empfangen die Befehle vom Kapitän.
Der Lehrer sagt: “Seht dort, Jungen, die Waren werden auf dem Schiff herbeigebracht, das Schiff wird von Männern gezogen und ans Ufer bewegt. Der Kapitän steigt auf das hohe Heck. Nun steht er auf dem Heck und treibt mit lauter Stimme die Matrosen zur Arbeit an.
Die Seemänner stehen unter dem Befehl des Kapitäns. Der Kapitän befiehlt, dass das Getreide von den Matrosen von dem Schiff auf das Ufer gebracht wird, dass die Tiere auf das Forum getrieben werden und dass das Schiff wieder mit anderen Waren aufgefüllt wird. So werden täglich viele Waren nach Rom eingeführt und im Forum Boarium von den Kaufleuten angenommen; nun in der Herbstzeit, wird besonders Getreide eingeführt, andere Dinge aber werden aus unserer Stadt ausgeführt.
Aber nun, Jungen, müssen wir den Hafen verlassen und uns beeilen, weil die Schule in der dritten Stunde anfängt. Ich glaube, dass ihr schon lange vom Lehrer erwartet werdet.” Gaius lacht und antwortet: “Sicher werden wir erwartet, aber auch du wirst erwartet, weil wir von dir in die Schule geführt werden müssen. Weißt du etwa nicht, dass die Befehle, deines Herrn, unseres Vaters, von dir vernachlässigt werden?”
Dann beginnt auch Lucius zu lachen. Cleon sagt: “Warum werde ich immer von euch ausgelacht? Was für schlechte Jungen seid ihr! Wir müssen bei Zeit ankommen. Denn ihr werden vom Lehrer erwartet. Deshalb ist es von Nöten, dass wir jetzt eilen. Wollt ihr etwa bestraft werden? Oder was habt ihr sonst im Sinn?
Text B
Europa
Während die Jungen in der Schule sind, sitzen die Mädchen mit der Mutter und der griechischen Sklavin im Atrium. Volcatia singt zur Kitara. Volcatia schaut die Gemälde an. Nicht nur durch fremde Tiere, sondern auch durch die menschlichen Gestallten wird sie erfreut. Plötzlich zeigt sie mit dem Finger auf die Gestallt eines Mädchens: “Da sieh mal, Charis, ein schönes Mädchen sitzt auf einem Stier. Warum wird sie vom Stier getragen?” Charis lacht und fängt an die Bilder zu erklären. “Hier spielt Europa, die Tochter des Königs der Rhoenicer, auf dem Strand des Meeres, mit ihren Freundinnen. Jupiter sieht das Mädchen und verliebt sich in sie.
Sicherlich wisst ihr, dass die Mädchen oft von Göttern geliebt werden. Der Gott verwandelt sich in einen schönen Stier und spielt mit den Mädchen. Die Mädchen fürchten das Tier nicht, Europa steigt sogar auf den Stier auf. Plötzlich aber läut der Stier in Meer und beginnt mit ganzen Kräften zu schwimmen. Mit lauter Stimme ruft das unglückliche Mädchen und bittet ihre Freundinnen um Hilfe!
“Helft mir, ich werde geraubt, mit Gewalt weggeführt!” Durch das Meer, von Asien zu der Insel Kreta, getragen. Dort verwandelt sich der Stier wieder in den Gott. “Fürchte dich nicht”, sagt er, “du wirst von einem Gotte geliebt.”
“Ah nun weiß ich’s”!”, ruft Volcatilla aus “Deswegen wird Europa Europa genannt.”
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