Iter Romanum - Übersetzung Lektion 57 - Karl der Große, der Frankenkönig als Nachfolger der römischen Kaiser

Karl hatte, wie es der Schriftsteller Einhard überliefert, einen großen und robusten Körper und eine herausragende Gestalt. Er hatte ein fröhliches und heiteres Gesicht. Die stattliche Gestalt des stehenden und sitzenden Karl und die würdevolle Erscheinung bewegten alle. Einhard hob auch lobend hervor, dass Karl eine so wortreiche Redsamkeit besaß, dass er sehr genau ausdrücken konnte, was immer er wollte. Weil er nur mit seiner Muttersprache nicht zufrieden war, wandte er die Mühe auf, Fremdsprachen zu erlernen. Unter diesen erlernte er das Lateinische so, dass er es gewohnt war, genauso lateinisch wie in der Muttersprache zu sprechen; griechisch aber konnte er besser verstehen als sprechen. Er versuchte auch zu schreiben und pflegte es, Tafeln und Hefte zu diesem Zweck in seinem Bett unter dem Kopfkissen zu legen, damit er, wenn er freie Zeit hätte, seine Hand an das Ausbilden von Buchstaben gewöhnte. Aber bei dieser zu spät begonnenen Mühe hatte er zu wenig Erfolg. Karl verehrte die christliche Religion mit höchster Frömmigkeit und deshalb errichtete er in Aachen eine Kirche von größter Schönheit und schmückte sie mit Gold und Silber. Weil er für ihre Erbauung Säulen und Marmor anderswoher nicht bekommen konnte, ließ er Steine aus Rom und Ravenna abtransportieren. Er verehrte vor den übrigen heiligen und ehrwürdigen Orten die Kirche des heiligen Apostel Petrus bei Rom. Und nichts schätzte jener in der ganzen Zeit seiner Königsherrschaft höher ein, als dass die Stadt Rom durch seine Werke und Arbeit dass alte Ansehen behielt.

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