Iter Romanum - Übersetzung Lektion 58 - Die Klage eines geplagten Lehrers

In den Fabeln des Aesops beklagt sich ein Esel bei Jupiter, dass er von den täglichen Arbeiten erschöpft werde; aber die Klage der Lehrer über ihr Elend ist in der Tat gerechter als die Klage des Esels. Welcher Esel nämlich hat in irgendeiner Mühle so großes Übel erlitten, wie ein Lehrer bei der Ausbildung seiner Schüler Immer wenn einem Lehrer ein Schüler übergeben wird um ihn zu lehren und ihm die feine Bildung beizubringen, kann man verstehen, welche großen Mühen ein Lehrer auf sich zu nehmen hat. Dann erst nämlich wird ein Kind in die Elementarschule übergeben, wenn es durch die häusliche Nachsicht verdorben ist und wenn es bereits Fehler gemacht hat. Dieser bringt nicht nur keine Liebe zu den Schriften oder Bewunderung, sondern sehr heftigen Hass gegen jene und Verachtung der Lehrer von zu Hause mit. Mit einem Ungeheuer dieser Art muss der Lehrer kämpfen. Während du unterrichtest, schweift der Geist des Jungen ab und immer wieder muss man ihm dasselbe einbleuen bis es ihm gegen seinen Willen im Gedächtnis hängen bleibt. Sobald du aber ein wenig vom Lehren abgelassen hast, fließt alles, was du so oft wiederholt hast, dem Jungen aus dem Geist wieder heraus. Wenn du ihn zwingst, dass zu wiederholen, was er gelernt hat, dann aber wirst du sehen, dass der Lehrer völlig zum Gespött wird. Denn der Junge, wenn er etwas sagt, was den Lehrer verletzt und reizt, erklärt er offen seine Widerspenstigkeit. Wenn irgend jemand gezwungen wird, einem Kamel das Tanzen beizubringen, oder einem Esel die Leier zu spielen, nennst du ihn nicht einen Armen, weil er vergeblich größte Mühe auf sich nimmt. Dennoch ist dies erträglicher als unsere Jungen zu lehren. Denn obwohl man keine Fortschritte bei der Dressur von Kamel und Esel macht, vergrößern sie nicht den Ärger durch Beleidigungen. Aber diese Kinder, die immer wenn sie den Lehrer ermüden, sind darüber hinaus auch noch frech.

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