Itinera - Übersetzung Lektion 29

Wie die anderen amüsierten sich auch Aristoxenus und Gaius an dem Streit und betraten ein nahegelegenes Gasthaus, um etwas zu essen. Sie erblickten zwei elegant gekleidete Männer, von denen der eine den anderen folgendermaßen anredete:
"Obwohl mich deine Abreise, Umbricius, recht betrübt, heiße ich deinen Entschluß, Rom zu verlassen, gut. Denn was ist so kläglich wie dort zu leben, wo du so viele Gefahren einer verrücktgewordenen Stadt fürchten mußt: Brände, regelmäßige Hauseinstürze, und vor allem die schlechten Dichter, die - im August! - an jeder Straßenecke verlangen, daß man ihre schlecht gemachten und auch noch schlecht vorgetragenen Verse womöglich noch lobt. Beim Herkules: Es fällt schwer, keine Satire zu schreiben."
Umbricius antwortete: "Ich stimme dir bei, Iunius! Aber du hast nicht alles aufgezählt, was mir zumindest in Rom auf die Nerven geht: Ich, mein Freund, kann die griechische Stadt nicht ertragen. Wohin man auch schaut - überall sieht man Griecherln - Niemand hat sie gerufen, doch die Griechen haben unsere Stadt überschwemmt."
Iunius sagte: "Die Griechen sind sicher lästig, aber erträglich. Aber diese Straßenräuber! Oh diese römischen Nächte! Betrachte nur mit mir die verschiedenen Gefahren der Nacht: Von den Dächern herab schlägt dir ein Ziegel, den du nicht bemerkt hast, den Schädel ein; aus den Fenstern werfen die Leute zerbrochenes Geschirr auf die Straße; dir als Passanten drohen soviele Übel, wie Fenster offenstehen!
Am meisten aber sind mir diese nächtlichen Reibereien verhaßt ... Unversehens steht da einer vor mir und befiehlt mir, stehenzubleiben. Wohl oder übel muß man gehorchen. "Wo kommst du her?", schreit er. Als ich verschreckt schweige: "Du gibst keine Antwort? Mach den Mund auf, oder du kriegst meinen Fuß zu spüren!" Da ist es schon egal, ob man spricht oder still schweigend zurückweicht: Sie verprügeln dich. Mir Armem bleibt nur eines: Unter den Prügeln flehe ich: "Erlaube mir, mit einigen wenigen Zähnen heimzukehren!"

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