Itinera - Übersetzung Lektion 45

Rubellius legte dar: "Zweifellos hat Octavian das Reich und den Frieden gesichert; zu recht verehren ihn viele. Als junger Mann aber im Bürgerkrieg war er von extremer Strenge und sogar Grausamkeit. Die Ermordung Ciceros hat er, wenn er sie auch nicht wollte, so doch sicher nicht verhindert. Daß er als Princeps den Frieden wiederhergestellt hat, habe ich schon gesagt, aber er förderte auch Kunst und Literatur sehr: Die Dichtkunst florierte unter Augustus' Herrschaft in Rom wundervoll. Jetzt liest man praktisch überall im Reich die Gedichte des Horaz, des Vergil, des Ovid."

Der Literaturkenner verstummte, dann fuhr er fort: "Aber kehren wir zu Vergil und Octavian zurück: Auch Vergil hat Octavian unterstützt; in seinem Epos "Aeneis" erzählt er nämlich von Aeneas, der nach der Zerstörung Trojas, mit seinen trojanischen Gefährten über das Meer irrte. Schließlich erreichte er Italien, seine neue Heimat...

Hört diese herrlichen Verse, mit denen die Trojaner bei Vergil Italien begrüßen:
Schon leuchtete das Morgenrot empor und sanken die Sterne,
als in der Ferne wir undeutlich Hügel erkennen und das flache
Italien. "Italien!" ruft als erster Achates,
Italien begrüßen die Gefährten mit fröhlichem Lärmen...
Jener Aeneas aber ist der Urahn des Octavian, den Vergil auf diese Art, zusammen mit Aeneas, in seinem Lied besang.

Im Sterben befahl Vergil, die Aeneis zu verbrennen; er fürchtete nämlich, sie wäre unvollendet oder sogar fehlerhaft. Nach dem Tod Vergils aber wurde sie auf Anordnung des Augustus verbessert und ediert."

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