Itinera - Übersetzung Lektion 47

Aristoxenus: Die Straße ist exzellent und mit großem Geschick befestigt. Ich befürchte nur, daß neue Karthager, neue Gallier heute leben, die irgendwann auf dieser schön gepflegten Straße Italien und Rom angreifen können: die Germanen."

Gaius: "Glaubst du das wirklich? Die Germanen sollen von erstaunlich andersgearteter Natur sein, sagt man: Ihre Leiber sind nur zum Angriff kräftig - gegenüber Arbeit und Anstrengung zeigen sie hingegen nicht die gleiche Ausdauer. Ich glaube nicht, daß diese Volk die Alpen überschreiten wird! Während sie Kälte und Hunger aushalten, ertragen sie Durst und Hitze nicht. Ich für mein Teil halte die Kälte, wie sie jetzt und hier herrscht, kaum aus, den Germanen wiederum wäre sicherlich die Hitze lästig, wenn sie in Italien wären. Ich habe keine Angst vor den Germanen."

Aristoxenus: "Sie sind in vielen Dingen erstaunlich andersgeartet; vor allem anderen aber lieben sie Waffen und Krieg. Privat wie öffentlich unternehmen sie nichts unbewaffnet. Auch zur Versammlung kommen die Männer bewaffnet zusammen: Sie versammeln sich nämlich an bestimmten Tagen, wenn der Mond entweder voll oder neu ist (denn sie sind abergläubisch), zur Beratung. Wenn die Meinung desjenigen, der im Rat gesprochen hat, nicht gefallen hat, lehnen sie sie mit Grunzen ab; wenn sie aber Gefallen fand, schlagen sie ihre Spieße zusammen: die ehrenvollste Art des Beifalls ist, jemanden mithilfe der Waffen zu loben."

Gaius: "Schön, mögen jene Männer sehr tapfer und nach Waffen verrückt sein - sicherlich aber hassen ihre Frauen Waffen und Krieg genauso wie die römischen Frauen!"

Aristoxenus: "Eben nicht! Wenn ihre Gatten und Söhne kämpfen, sind dei Familien und Verwandten in der Nähe: Die Kämpfenden können das Heulen der Frauen, das Plärren der Kinder hören; ihren Müttern und Frauen zeigen die Männer ihre Wunden, und jene zögern nicht, die Wunden zu zählen; sie bringen den Kämpfenden auch Verpflegung. Jener Varus vertraute ihnen zu sehr, und büßte, zusammen mit seinen Soldaten, in einer furchtbaren Niederlage die Strafe seiner Leichtgläubigkeit. Wo man mit der Faust handelt, sind Friede und Recht leere Worte. - Daher stimme ich dir nicht zu: Ich fürchte die Germanen."

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