A
Die Schüler fragen den Lehrer über Sokrates
Lehrer: ,,Einst lebte in Athen Sokrates, ein hochberühmter Philosoph. Oft unterhielt er sich mit den Bürgern auf dem Marktplatz.“
Schüler: ,,Weißt du, was Sokrates gesagt hat? Erzähl uns, was von Sokrates auf dem Marktplatz gesagt worden ist! Wir wollen hören, ob viele weise Männer in Athen gelebt haben.“
Dann fragte Markus den Lehrer, welche Bücher Sokrates geschrieben habe. Er sagte: ,,Trage uns aus den Büchern des Sokrates vor.“
Lehrer: ,,Ich kann nicht, Markus. Sokrates hat keine Bücher geschrieben. Wenn die Schüler seine Unterhaltungen nicht den Büchern überliefert hätten, würden wir heute die Worte des Sokrates nicht kennen. Nun erzähle ich euch, was die Athener mit Sokrates diskutiert haben.“
B
Sokrates diskutiert mit Theodorus über Gerechtigkeit
Einst fragte Sokrates Theodorus, der ein Magistrat und Befehlshaber der Athener gewesen war, auf dem Marktplatz vor vielen Bürgern, welche Sache er ein seinem Amt für die wichtigste gehalten habe.
Theodorus: ,,Ich habe immer die Gerechtigkeit für die wichtigste Sache gehalten. Wenn ich kein gerechter Magistrat gewesen wäre, wäre ich von den Bürgern im Amt getadelt worden und auch jetzt würden die Bürger mich als Privatmann tadeln. Aber niemand im Amt war gerechter als ich.“
Sokrates: ,,Schön, o Theodorus, sage mir und diesen Bürgern, die da sind, warum bist du ein sehr gerechter Magistrat gewesen. Sag uns, was ist Gerechtigkeit.“
Theodorus: ,,Wenn die Bürger doch immer den Gesetzen gehorcht hätten! Wenn sie doch jetzt wenigstens Gerechtigkeit verehren würden! Wenn die Athener immer gerecht gewesen wären, wäre unser Staat nun die mächtigste von allen griechischen Städten.“
Sokrates: ,,Recht hast du. Aber ich habe dich gefragt, welche Sache Gerechtigkeit ist. Sag: Gibt es >Werke der Gerechtigkeit, die mit Augen gesehen werden können, wie die Werke der Maler oder der Handwerker.“
Theodorus: ,,Ich verstehe nicht, was du gesagt hast, o Sokrates. Aber viele und schwere Werke der Ungerechtigkeit können täglich in Griechenland gesehen werden: Menschen werden betrogen, ihre Güter werden geraubt, viele werden von mächtigen in die Sklaverei geführt. Dies alles sind Werke der Ungerechtigkeit.“
Sokrates: ,,Wenn du aber, zum Feldherrn gemacht, im Krieg die feinde betrogen hättest, wenn ihre Güter von dir geraubt worden wären, wenn du sie in die Sklaverei geführt hättest, würdest du etwa glauben, dass dies Betrug und Ungerechtigkeit sei?“
Theodorus: ,,Wenn ich dies getan hätte, hätte ich recht getan.“
Sokrates: ,,Lasst uns sehen, ob ich dich etwa richtig verstanden habe: Du hältst Betrug und die übrigen Dinge, wenn sie bei Feinden gemacht worden sind, für gerecht?“
Theodorus: ,,Ich jedenfalls sage es so.“
Sokrates: ,,Gut. Aber nun frage ich dich: Wenn ein kranker Sohn Medizin zurückgewiesen hätte und die Mutter ihm die Medizin unter das Essen gegeben hätte, damit der Sohn geheilt werde, würdest du dies als betrug schimpfen?“
Theodorus: ,,Ich weiß nicht, was ich dir antworten soll, o Sokrates. Aber ich sehe, wie schwierig Gerechtigkeit ist.“
E
Die Athener weisen den Rat des Temistokles zurück
Temistokles, der im Perserkrieg der Anführer der Athener gewesen war, sagte nach dem Sieg in einer Volksversammlung der Athener: ,,Ich habe, o Athener, einen Rat, der unserem Staat sehr nützen wird, aber dieser darf nicht vor allen in der Volksversammlung diskutiert werden. Daher gebt mir einen klugen und zuverlässigen Mann, damit ich mit ihm überlege.“ Aristides wurde gegeben, ein sehr gerechter Mann.
Diesem sagte Temistokles: ,,Die Flotte der Spartaner wurde auf den Strand gezogen. Wenn wir dies durch Feuer zerstören, werden die Athener die Herren Griechenlands sein. Denn die Spartaner haben, obwohl sie bis jetzt unsere Bundesgenossen sind, irgendwann einen Grund, warum sie mit uns über die Vormacht in Griechenland streiten.“
Aristides wurde, sobald er in die Volksversammlung zurückgekehrt war, gefragt, was Temistokles gesagt habe: Sag, welche Pläne er gefunden hat. Wir wollen wissen, ob sie nützlich für den Staat sind. Aristides sagte nichts außer: ,,Ich meine dass das, was Temistokles sagte, sehr nützlich, aber keineswegs anständig ist.“
Dann wiesen die Athener die ganze Sache, die sie nicht einmal gehört hatten, zurück. Wenn die Athener dem Rat des Temistokles gehorcht hätten, wären sie vielleicht zu den Herren Griechenlands gemacht worden, aber sie wären in den Hass von allen Griechen gekommen, denn sie hätten die Bundesgenossen betrogen.
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