Salvete - Übersetzung Lektion 20

Gaius Plinius grüßt seinen (Freund) Sura.
Die einen glauben, dass es Geister gibt, die anderen glauben, dass es keine Geister gibt, sie sagen, dass diese ihre Gestalt allein aus der Tatsache haben, weil wir uns vor dieser fürchten. Was denkst du über Gespenster, Freund? Ich behaupte, dass es Gespenster gibt, du aber wirst mich keineswegs verspotten, wenn du diese Geschichte lesen wirst. Es ist in einem großen und prächtigen, aber verwunderlichen und keineswegs angenehmen Gebäude. Immer und immer wieder erschien das Gespenst, ein alter Mann, der Hunger und Schmerz gelitten hat und gefesselt war. Jenen, die in diesem Gebäude gewohnt haben, gefiel es nicht mehr, dort zu bleiben. Denn nicht nur nachts, sondern auch tagsüber haben sich die Männer und Frauen vor dem Gespenst gefürchtet, weil sogar die Erinnerung an das Gespenst quälend gewesen sind. Deshalb haben sie unter verschiedenen Krankheiten gelitten. Schließlich ist das Gebäude von diesen verlassen worden. Sie haben beabsichtigt, das Gebäude anderen für einen sehr niedrigen Preis zu verkaufen. Aber dann näherte sich der Philosoph Athenodorus und las, dass der Preis nicht sehr hich war. Nachdem er alles erkundet hatte, gefiel ihm das Gebäude; auch freute er sich, weil er von der Gefahr gereizt wurde. Nachts sagte er zu seinen Sklaven: "Verlasst mich jetzt! Ich werde einen Brief schreiben. Weil er mich vor dem Gespenst schüzt. Auf diese Art wird mein Gemüt weder von einer Aufgabe noch von Wissen frei sein, wenn das Gespenst erscheinen wird." Zuerst waren alle ruhig, dann ertönten Fesseln. Aber der Philosoph, dessen Geist stark blieb, bewegte seine Augen nicht zum Gespenst, sondern zum Brief. Deshalb schaute er zu dem Gespenst, das schon nahe bei ihm stand, und, weil es nicht sprechen konnte, gab es mit dem Kopf ein Zeichen. Athenodorus aber bat das Gespenst mit fast diesen Worten: "Erwarte mich! Noch konnte ich meine Arbeit nicht ablegen, bald werde ich aber auf dich herangehen."
Seine Worte stellten den Geist nicht zufrieden. Wiederum klirrten dessen Fesseln,zum zweiten Mal gab es das Zeichen, dass sie soweit sind. Dann sah der Philosoph, dass dies kein Traum war. Er ließ den Brief liegen und wandte sich dem Geist zu. Er bedeckte das Haupt mit einem Gewand, aber zeigte das Zeichen dem Philosophen: "Ich habe es!" Endlich gehorchte Athenodorus dem Geist
Nachdem sie in den Garten des Gebäudes gegangen waren, wurde der Philosoph plötzlich von dem Geist zurückgelassen. Athenodorus aber kennzeichnete den Ort mit einem Zeichen.
Später ging Athenodorus zum Ratsherr und warnte diesen mit folgenden Worten: "Erkunde den Garten des Gebäudes!"
Die dorthin geschickten Männer erkundeten den Garten. Plötzlich sahen sie einige Körperteile, auch Fesseln lagen dort. Nachdem jener Körper endlich in einem öffentlichen Begräbnis der Erde anvertraut worden war, verschonte das Gespenst Athenodorus: Es erschien nicht mehr.

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